Hitlers Inselwahn by John Nettles

Hitlers Inselwahn by John Nettles

Autor:John Nettles [Nettles, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Osburg Verlag
veröffentlicht: 2015-11-10T16:00:00+00:00


Zuschlagen und das Weite suchen

Kurz nach Dünkirchen hatte Churchill angeordnet, überfallartige Nadelstichangriffe gegen den Feind durchzuführen. Kleine Gruppen gut ausgebildeter Soldaten, Leoparden, wie er sie gerne nannte, sollten Blitzangriffe auf das von den Deutschen besetzte Territorium starten, so viel Schaden wie nur möglich anrichten und unverzüglich den Rückzug antreten. Sie sollten »zuschlagen und das Weite suchen«. Dies beabsichtigte man mit der Operation Basalt, einem Angriff auf Sark, bei dem, ähnlich wie bei der Unternehmung Ambassador, einerseits so viel Schaden wie möglich angerichtet, andererseits erkundet werden sollte, welche Verteidigungsmaßnahmen die Deutschen auf den Inseln getroffen hatten, wie viele Truppen dort stationiert waren und wo und in welcher Verfassung die mittlerweile seit zwei Jahren unter feindlicher Besetzung lebenden Insulaner waren. Die Angreifer sollten überdies mit einem ziemlich mysteriösen Agenten der Special Operations Executive (SOE = Sondereinsatztruppe) Kontakt aufnehmen und ihn von der Insel wegbringen, außerdem Deutsche gefangen nehmen, die man Verhören unterziehen wollte.

Am dritten Oktober landeten zehn Soldaten des Kommandos Nr. 12 der Small Scale Raiding Force, die der SOE unterstand, nachts bei den Felsen unterhalb von Hog’s Back, einer felsigen Landzunge mit über 300 Fuß hohen Klippen, die nur schwer zu überwinden waren. Unter diesen Männern gab es einige außergewöhnliche Exemplare, nicht zuletzt ihren Anführer Major John Geoffrey Appleyard, Träger des Ordens für hervorragenden Dienst und des Militärkreuzes mit silberner Spange am Band. Er hatte während des erfolgreichen Angriffs auf den Leuchtturm von La Casquets, bei dem alle Deutschen gefangen genommen werden konnten und Code-Bücher von unschätzbarem Wert entdeckt wurden, eine schwerwiegende Verletzung am Bein erlitten. Zwar hinkte er noch ein wenig, aber Appleyard, oder »Apple«, wie er liebevoll genannt wurde, wollte die Gelegenheit, den Feind anzugreifen, keinesfalls ungenutzt verstreichen lassen. Der russische Spionageexperte Oberst Vladimir Peniakoff beschrieb diesen ehemaligen Cambridge-Athleten, der ein international renommierter Skiläufer und ein Gelehrter war, als einen »der wenigen Offiziere, die die Technik des Nadelstichüberfalls entwickelt haben. Die Fürsorge für seine Männer zeichnete ihn vor den anderen Offizieren aus, die durch die Aussicht auf ein Abenteuer viel zu aufgeregt waren, um an jemand anderen als an sich selbst zu denken.«

Neben »Apple« gab es noch den 22-jährigen Anders Lassen, Träger des Victoriakreuzes und des Militärkreuzes mit zwei silbernen Spangen am Band. Er war ein Cousin von Axel von dem Bussche, einem Mitglied der Gruppe um Claus Graf von Stauffenberg, die Hitler durch ein Selbstmordattentat töten wollte. Anders selbst war als Soldat ein unerbittlicher Gegner der Nationalsozialisten und erbarmungslos im Kampf Mann gegen Mann. Seine letzte Handlung auf Erden war, eine Granate nach dem Feind zu schleudern, als er bereits tödlich verwundet zu Boden ging. Der Stoßtrupp fand sich also inmitten der Felsen von Hog’s Back. Zwar kannte Appleyard das Gelände einigermaßen, da er einmal auf der Insel Ferien gemacht hatte, aber doch nicht gut genug. Sie benötigten jemanden, der ihnen half und sie führte.

Mrs. Françoise Pittard, die allein in La Jaspallerie lebte, wurde unsanft geweckt, als die Angreifer in ihr Haus einbrachen. Es muss ein furchterregender Anblick für die alte Dame gewesen sein: unbekannte Soldaten, die Gesichter schwarz bemalt und bis an die Zähne bewaffnet, die ihr zu Leibe rückten.



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